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Die Kreuzpreiselastizität2.4.2.4 Interpretation empirischer ErgebnisseUnternehmenstheorie
Die folgende Übersicht fasst die möglichen Güterklassifikationen an Hand von Elastizitäten zusammen:
Elastizitäten der Nachfrage
Einkommens- elastizität |
direkte
Preis- elastizität |
Kreuzpreis- elastizität |
|
negativ: das Gut heißt inferior |
positiv: praktisch ausgeschlossen, Giffen-Gut |
positiv: die Güter sind Substitute | |
positiv: das Gut heißt superior | kleiner als 1: Grundbedarf |
negativ: Normalfall; je kleiner (absolut), desto dringlicher ist der Bedarf; gegen Null: Suchtnachfrage |
negativ: die Güter sind komplementär |
(in etwa) null: die Güter sind unabhängig | |||
größer als 1: Luxusgut |
Ein praktisches Beispiel
Tabelle 1 zeigt die in einer amerikanischen Untersuchung der Nachfrage nach Elektrizität gefundenen Elastizitäten.
Nachfrage
nach Elektrizität
Abhängige Variable: Jahresdurchschnittliche Abnahme je Haushalt Datenbasis: 48 Staaten der USA, 1961-1969, Jahresdaten |
|
Variable |
geschätzte Elastizität |
Strompreis |
-1,15 |
Jahreseinkommen
pro Kopf |
0,51 |
Gaspreis |
0,04 |
weitere
Kontrollvariablen:
|
|
Quelle: Halversorsen, R., Residential Demand for Electric Energy, RES, 57, 12-18; hier nach: Pindyck/Rubinfeld, Econometric Models & Economic Forecasts, 3rd ed., McGrawHill, New York etc., 1991, 301-2. |
Die gefundenen Werte lassen sich wie folgt interpretieren:
- Was hat der hohe Wert der direkten Preiselastizität mit dem Untersuchungszeitraum zu tun?
- Welchen Schluss könnte ein Umweltpolitiker aus dem Untersuchungsergebnis ziehen?
- Die direkte Preiselastizität der Nachfrage nach Strom beträgt im Untersuchungszeitraum und -gebiet -1,15. Dies ist ein überraschend hoher Wert, da man eigentlich vermuten sollte, dass Haushalte ihren Strombedarf bei steigenden Preisen wenig einschränken können. Die hohe Elastizität deutet immerhin auf einen Umstand hin, der im Abschnitt über Monopole erörtert werden wird: gewinnmaximierende Monopole werden keine Menge anbieten, die im unelastischen Bereich der Nachfragefunktion liegt. Das Ergebnis könnte also ein Hinweis auf monopolistische Strukturen am Strommarkt sein.
- Die Einkommenselastizität der Nachfrage beträgt 0,51. Das ist sicher ein erwartetes Ergebnis. Es zeigt, dass Strom nicht inferior und eher Grund- als Luxusbedarf ist. Mit steigendem Einkommensniveau geht der Anteil der Ausgaben für Strom an den Gesamtausgaben zurück.
- Die Kreuzpreiselastizität mit Gas beträgt 0,04. Dieser Wert liegt nahe bei null und deutet auf eine Unabhängigkeit der Güter hin. Allerdings lässt sich der Untersuchung entnehmen, dass der Wert statistisch signifikant von Null verschieden ist. Wenn man diesem Ergebnis Glauben schenkt, muss man Elektrizität und Gas als Substitute klassifizieren.
Jetzt sind Sie dran:
Nachfrage
nach Bier Abhängige Variable: Aggregierter Bierkonsum 1964–1992 in den Vereinigten Staaten |
|
Variable |
geschätzte Elastizität |
Bierpreis |
-1,72 |
Jahreseinkommen
pro Kopf |
-0,26 |
Weinpreis |
0,66 |
Quelle: Elasticities of beer demand revisited; Craig A. Gallet, John A. List; Economics Letters 61 (1998) 67–71. |
Beantworten Sie folgende Fragen (ohne zu schummeln - erst selber denken, danach die Musterlösung ansehen):
1. Die amerikanische Regierung möchte den Bierkonsum eindämmen. Wie ist in dieser Hinsicht die geschätzte direkte Preiselastizität der Nachfrage zu interpretieren?
2. Die amerikanische Regierung möchte durch die Einführung einer Biersteuer möglichst hohe Steuereinnahmen erzielen. Wie ist in dieser Hinsicht die geschätzte direkte Preiselastizität der Nachfrage zu interpretieren?
3. Ist Bier für die Konsumenten in Amerika ein Luxusgut?
4. Welche Unterschiede würde Sie in den Ergebnissen erwarten, wenn man eine vergleichbare Untersuchung für Bayern durchführte?
5. Was besagt der geschätzte Wert für die Variable Weinpreis?